Man ruft und ruft, aber „Waldi“ stellt sich taub…Aber, hat der geliebte Hund wirklich nur „keinen Bock“ oder hört er tatsächlich nicht mehr? Dieser Frage können wir auf den Grund gehen.
In der Praxis wird die im Folgenden beschriebene Untersuchung eher im Rahmen einer verantwortungsvollen Zucht vorgenommen, und zwar insofern, als das bei zu angeborener Taubheit neigenden Hunde- und Katzenrassen Untersuchungen von Zuchttieren und ganzen Würfen getätigt werden, um eine gesunde Zuchtauswahl treffen zu können.
Allerdings ist es auch möglich bei Einzeltieren, die Symptome einer Taubheit zeigen, oder bei Diensthunden, bei denen es darauf ankommt, dass sie „alle Sinne beisammenhaben“ einen Hörtest vorzunehmen.
Eine angeborene Taubheit gibt es bei vielen Hunde- (z.B. Dalmatiner, Australian Cattle Dog, Bull Terrier, Miniatur Bull Terrier, Staffordshire Bull Terrier, Dogo Argentino) und Katzenrassen (vor allem komplett weiße Katzen sind betroffen).
Klinisch bleibt eine einseitige Taubheit eines Tieres oftmals unentdeckt und schränkt das Tier im Alltag kaum ein. Daher ist es insbesondere in der Zucht wichtig, betroffene Tiere zu detektieren, damit wirklich nur beidseitig hörende Hunde und Katzen in die Zucht gehen, um möglichst gesunde Welpen zu bekommen.
Mit Hilfe eines elektrodiagnostischen Verfahrens, dem „Brainstem Auditory Evoked Response“ – kurz BAER - kann Taubheit diagnostiziert werden. Zudem wird festgestellt, ob die Taubheit einseitig oder beidseitig ist.
Der Ablauf der Untersuchung gestaltet sich wie folgt: nach einer gründlichen allgemeinen Untersuchung wird der Patient in der Regel sediert. Zwar ist die Untersuchung auch am wachen Patienten möglich, jedoch sollte dieser sich möglichst wenig bewegen. Da viele Tiere das Ausharren mit „verkabeltem“ Kopf als unangenehm empfinden arbeitet man in der Regel am sedierten Patienten. Danach werden sehr feine Elektroden am Kopf befestigt und kleine Stöpsel in den Gehörgang des Tiers eingeführt. Über diese Stöpsel werden Klickgeräusche in das Ohr übertragen und die elektrische Aktivität, die im Hörnerv und im Hirnstamm entsteht, wenn das Tier hören kann, wird von den Elektroden am Kopf registriert. Diese Aktivität wird dann in Form einer Hörkurve visuell dargestellt und kann dann von uns ausgewertet werden.
Getestet wird jedes Ohr einzeln. Eine Messung dauert zwischen 5 und 10 Minuten.